Meistens erfahren werdende Eltern den Geburtstermin, also den errechneten Entbindungstermin (ET), in einer gynäkologischen Praxis von Ärzt:innen. Warum die Berechnungen der Mediziner:innen oft falsch sind und wie du selbst deinen Entbindungstermin berechnen kannst, erklären wir dir in diesem Beitrag.
Wenn du schwanger bist, wird der Geburtstermin anhand der letzten Regelblutung berechnet. Mediziner:innen rechnen dann mit einer Formel, die schon 200 Jahre angewendet wird, – der Naegele-Regel:
Tag des Geschlechtsverkehrs (Konzeptionstermin) – 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr.
oder
Erster Tag der letzten Menstruation + 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr.
Allerdings wird dabei mit einem „Musterzyklus“ von 28 Tagen und einem Eisprung am 14. Tag gerechnet. Da aber die wenigsten Menschen mit Uterus einen regelmäßigen Zyklus von 28 Tagen haben, ist diese Berechnung in den meisten Fällen nicht genau.
Auch die Berechnung auf Grundlage des Geschlechtsverkehrs welcher vermutlich (!) zur Schwangerschaft geführt hat, ist sehr unsicher. Da Spermien bis zu 5 Tage in deiner Gebärmutter überleben können, markiert der Sex (wenn man denn weiß, welcher es war der zur Schwangerschaft geführt hat) keinesfalls sicher den Tag des Eisprungs und der Befruchtung.
Mit Natürlicher Familienplanung (NFP) kannst du deinen ET anhand deines ganz individuellen Zyklus’ selber errechnen. Durch die Beobachtung der Basaltemperatur wird die Berechnung genauer als die, die von Mediziner:innen vorgenommen wird.
Wenn du deinen Zyklus und vor allem deine Basaltemperatur mit NFP beobachtest, kannst du deinen Eisprung auf einen Tag genau festlegen. Für die Berechnung deines Entbindungstermins nimmst du den Tag, an dem deine Temperatur gestiegen ist, also die erste höhere Messung.
Nun rechnest du: Tag der ersten höheren Messung + 266 Tage (38 Wochen). Der 267. Tag ist also der ET.
Und warum nehmen wir den Tag des Temperaturanstiegs und nicht den, an dem der Sex stattgefunden hat, der zur Schwangerschaft geführt hat? Zum Beispiel könnte man doch den letzten Sex vor dem Eisprung zur Berechnung auswählen, oder?
Die Befruchtung findet erst mit dem Eisprung statt und das kann auch erst mehrere Tage nach dem letzten Sex sein. Die Entwicklung deines Babys, also der Beginn der 38 Schwangerschaftswochen, fängt am Tag des Temperaturanstiegs +/- 1 Tag an.
Der voraussichtliche Entbindungstermin wird dich die gesamte Schwangerschaft hinweg begleiten und kann zu vielen Verunsicherungen führen. Bei jedem Ultraschall wird abgeglichen, ob die Größe und Entwicklung deines Babys mit dem errechneten ET übereinstimmen. Je näher dieser Tag rückt, desto mehr fragst du dich: Wird mein Kind zum errechneten Termin kommen? Diesen Unsicherheiten kannst du vorbeugen, indem du den Tag deines Eisprungs eingrenzen und den ET selber bestimmen kannst.
Wenn der Tag der voraussichtlichen Entbindung dann gekommen ist, sich dein Baby aber noch nicht auf den Weg gemacht hat, liegt noch kein Grund zur Sorge vor. Wenn du jedoch deutlich über Termin bist, sind die Mediziner:innen alarmiert und du wirst genauer beobachtet. Zwei Wochen nach (falsch) berechnetem ET ohne Wehentätigkeit wird die Geburt in der Regel dann künstlich eingeleitet.
Die Berechnung nach der Naegele-Regel ist vor allem dann für dich problematisch, wenn du einen sehr langen Zyklus mit einem sehr späten Eisprung hast. Durch die starke Abweichung von dem in der Naegele-Berechnung verwendeten 28-Tage-Zyklus wird so der ET von den Mediziner:innen an einem zu frühen Zeitpunkt festgelegt. Dann könnte es passieren, dass die Geburt unnötigerweise zu früh eingeleitet wird.
Je älter du bist, desto genauer wird von den Gynäkolog:innen auf den errechneten ET und eine eventuelle Verspätung geschaut und desto eher wird die Geburt künstlich eingeleitet. Denn je höher das Alter desto riskanter wird die Schwangerschaft für dich und dein Kind eingeschätzt.
Es gibt keinen Anlass zur Sorge, wenn das Kind trotz genauester Berechnung anhand deines Eisprungs nicht am errechneten Termin das Licht der Welt erblickt. Denn auch wenn du deinen Eisprung genau kennst, ist es total normal, dass der Nachwuchs sowohl früher als auch später kommen kann. Abweichungen sind ganz natürlich: nur 4% der Babys kommen am errechneten Termin. Denn keine Schwangerschaft ist gleich und dein Körper keine Maschine.
Also genieße die Zeit und das Wunder, das dein Körper in dieser Zeit vollbringt.
Wenn du Hilfe bei der Berechnung brauchst oder Hilfe als NFP-Anfänger*in dann nimm hier Kontakt zu uns auf.